Jerry, Elaine, George und Kramer waren in den Neunzigern eine Art kulturelles und gesellschaftliches Spiegelbild New Yorks


Jerry Seinfeld ist ein amerikanischer Comedian der in der Sitcom "Seinfeld" Erlebnisse seines Lebens verarbeitet und seine fĂĽr ihn typische Sichtweise auf unseren Alltag zum Besten gibt. Zusammen mit Larry David, der sich in Form des George Costanza ebenfalls in der Serie wiederfindet, bestimmte er den Grundton der zum Riesenerfolg gewordenen Serie. Neben Jerry in der Hauptrolle (der keinen Hehl aus seinen eher mageren SchauspielkĂĽnsten macht) sind noch Jason Alexander als George, Julia Louis-Dreyfus als Elaine und Michael Richards als Kramer mit an Bord, wobei Julia im Piloten noch nicht mit von der Partie war.

Am Anfang schleppte sich die Serie durch zähes Randdasein und fand erst mit der 4. Staffel, sowie dem Einstellen der Sitcom Cheers, so richtig zu dem Erfolg bei den Zuschauern, der "Seinfeld" zur populärsten Serie in den USA emporsteigen ließ. Die Sitcom bietet zu vielen Alltagssituationen und für den Zuschauer eigentlich belanglosen Dingen des Lebens einen genaueren Blick auf eben diese. Dadurch tauften die Zuschauer und Medien die Sendung "The Show about nothing", die Sendung in der es um nichts geht. Gerade dank der näheren Betrachtung von scheinbar unwichtigen Dingen durch die Autoren der Serie kam es dazu, dass sich das US-Publikum auf die Serie einschoss.
Seinfeld und David ließen aber auch die bedeutenden Dinge des Lebens (Ehe, Freundschaft, Sex, Arbeit und so weiter) in ihren Geschichten zur Geltung kommen und gaben der Serie im Ganzen ein rundes, interessantes Profil. Um den Genuss der Serie nicht vorab zu schmälern, wird hier nicht weiter auf die genauen Inhalte eingegangen. Empfehlen kann man aber, sich nach dem Schauen der ersten beiden Staffeln nicht abzuwenden, diese hinterlassen eventuell für den ein oder anderen Zuschauer ein eher schales Gefühl.

Die Charaktere sind eigenartig, liebenswert und jeder von uns kennt solche Typen aus seinem Leben. Der Nachbar, der beste Freund, die beste Freundin. In der Mitte man selbst, dargestellt durch Jerry. Zusammen ein Quartet welches seines Gleichen sucht. Während in den meisten Sitcoms eine bestimmte Schiene gewählt wird, sowohl für die Geschichten als auch für die Entwicklung der Charaktere, setzt "Seinfeld" eher auf die Typen und den jeweiligen Folgen-Plot. Erst in der 4. Staffel lassen sich die Macher auf einen Handlungsbogen ein, welcher sich über die ganze Staffel spannt. Dabei ist die Idee der Handlung die den Bogen spannt für sich schon wieder ein kleiner Genie-Streich.

Larry David verlies Ende der 7. Staffel die Sendung. Er hatte das Gefühl er habe der Serie alles gegeben was in ihm steckte und es sei Zeit sich zu lösen. Jerry Seinfeld war von da an auf sich allein gestellt. Hauptrolle, verantwortlicher Schreiber und Medien-Ikone, dies zerrte am Menschen und dessen Arbeit. Nach zwei weiteren Jahren und somit insgesamt 9 Staffeln ließ er das Ende der nun zu einer Art Pflichtprogramm in den USA mutierten Sendung verlauten. Nie zuvor gab es, trotz eher schwächer werdenden Shows, ein solches Interesse. Sowohl die Zuschauer als auch die Nachrichten starrten gespannt auf die letzte Folge. Und es wurde zum meistgesehen Event der letzten Jahrzehnte, mit über 76 Millionen Zuschauern vor den Fernsehschirmen. Das Ende, welches sich Jerry Seinfeld und den extra dafür zurückgekehrten Larry David haben einfallen lassen, überraschte. Viele Zuschauer und Fans der Serie waren der Meinung, dass das Ende der Serie nicht gerecht werden würde. David äußerte einige Jahre später nur lapidar, dass man es halt nicht jedem Recht machen könne. Je mehr Leute zusehen, desto höher die Zahl derjenigen, die unzufrieden sind.

In Deutschland kam Seinfeld nie über den Status hinaus, eine weitere Sitcom aus den USA zu sein. Zu speziell zugeschnitten der Humor, zu sehr auf New York und US-Amerikaner ausgelegt, als dass ihn die breite Masse hier zu würdigen wusste. Aber auch die schandtätliche Synchronleistung hatte ihren Anteil; nicht nur vollkommen unpassende Stimmen wurden besetzt, auch die haarsträubende Übersetzung nahm mal wieder ihren Lauf. Am schrecklichsten zu hören ist diese Leistung bei der Aussprache des Nachnamens Costanza, welcher im Deutschen zu Costanzo mutierte. Derzeit läuft Seinfeld auf Comedy Central im Nachtprogramm.


Artikelbild: William Henry (CC BY-NC-ND 3.0)