In Folge 4 gesellt sich das bisher ungewöhnlichste Besatzungsmitglied zu Picard und seiner Crew, und auch auf dem Borgwürfel passiert Unerwartetes.

Jede Menge Star Trek-Vergangenheit

Bei Folge 4 von Star Trek: Picard, Absolute Candor bzw. Unbedingte Offenheit, übernimmt Jonathan Frakes den Regiestuhl von Hanelle M. Culpepper. Dass die Eröffnungs-Rückblende auf eine romulanische Flüchtlingskolonie an den Beginn von Insurrection bzw. Der Aufstand erinnert, ist somit kein Zufall, denn Riker-Darsteller Frakes inszenierte auch den 9. Kinofilm der Next Generation-Crew.

Rios und seine Lieblingslektüre (© CBS/Amazon)

Und auch in anderer Hinsicht gemahnt Episode 4 an die Star Trek-Vergangenheit: Nachdem sich die Crew nun zusammengefunden hat, erleben wir sie in einer ausführlichen Smalltalk-Szene, wie sie auch in Ten Forward auf der Enterprise gang und gäbe war. Überhaupt schlägt die Folge einen sehr gemächlichen Ton an, einmal abgesehen von einem Schwertkampf mit Kopfabschlagen und einem kleinen Weltraumgefecht mit Überraschungsbesuch.

Picard und die romulanischen Kampfnonnen

Zwar sah es am Ende der letzten Folge so aus, als würden Picard und Co. schnurstracks nach Freecloud fliegen, wo Raffi Musiker Bruce Maddox vermutet. Allerdings besteht Picard (Patrick Stewart) auf einem Abstecher nach Vashti, wo er vor 14 Jahren half, zahlreiche Romulaner anzusiedeln. Darunter befindet sich auch ein Junge namens Elnor (Evan Evagora), der von einem Kampfnonnenorden aufgenommen wurde, und den Picard rekrutieren will.

Allerdings hat sich sein Schicksal nicht ganz wie erwartet entwickelt: Einerseits lebt Elnor in der Gegenwart noch immer bei dem ausschließlich weiblichen Orden, andererseits hat sich Picard auch bei ihm nicht mehr blicken lassen, nachdem er aus der Sternenflotte austrat (und das, obwohl die beiden in der Rückblende ein Herz und eine Seele waren! So fröhlich hat Picard in der Serie noch nie gewirkt.). Somit ist der inzwischen erwachsene Elnor ähnlich gut auf ihn zu sprechen wie Raffi Musiker (Michelle Hurd).

Picard und Elnor beim Zwiegespräch (© CBS/Amazon)

Auf Vashti findet sich außerdem eine so diverse Ansammlung von Romulanern, wie sie wohl nie zuvor in einer Star Trek-Folge aufgetreten ist. Darunter allerdings auch solche, die nach der abgesagten Evakuierung einen soliden Hass auf Menschen hegen und Picard, nachdem er deren „Nur für Romulaner“-Schild an einer Bar provozierend ignoriert, ans Leder wollen.

Zwar rettet ihn Elnor schließlich, wie von Picard beabsichtigt, und schließt sich ihm an, nachdem Picard doch glatt in einen Schwertkampf verwickelt wird. Allerdings nur um den Preis des oben erwähnten (recht fragwürdig effekthascherisch-ästhetisch dargestellten) Abschlagens des Kopfes eines Romulaners. Eine Überreaktion, die Picard erst schockiert und dann erbost und ihn Elnor das Versprechen ablegen lässt, so was nie, nie wieder zu tun.

Rutschpartie im Borgwürfel

Auf dem Borgwürfel versucht Soji (Isa Briones) wiederum herauszufinden, was an dem romulanischen Schiff so besonders war, das als letztes assimiliert wurde. Auf dem Weg zu den Antworten liefert sie zusammen mit Narek (Harry Treadaway) eine kleine Schlitter-/Tanzeinlage, die der finsteren Umgebung mal so etwas wie Leichtigkeit abringt. Berechnung von Seiten Nareks oder echte Emotionen? Die fortgesetzte Drangsalierung durch seine Schwester scheint ihm zumindest wirklich zuzusetzen.

Soji und Narek in der Pause (© CBS/Amazon)

Als B-Story bietet das Ganze allerdings etwas wenig und wirkt mehr ablenkend als bereichernd, zumal auch die Haupthandlung ja nur bedächtig voranschreitet.

Ein Überraschungsgast mit Ankündigung

Neben Elnor gibt es noch zwei weitere Neuankömmlinge in Folge 4. Da wäre zum einen ein weiteres Notfallhologramm von Captain Rios (Santiago Cabrera), ein Waffenoffizier, der daherkommt wie Jason Momoa und die Frage aufwirft, wie viele Versionen seiner selbst Rios wohl noch aus dem Hut zaubert.

Besuch Nummer zwei erscheint in Form von Voyagers Seven of Nine, die Picard und Co. vor dem Angriff eines romulanischen Schiffes rettet, in letzter Sekunde auf Picards Schiff gebeamt wird und dort zusammenbricht. Picard begrüßt sie mit einem verwunderten „Seven of Nine?!“, obwohl die beiden auf dem Bildschirm bisher nie etwas miteinander zu tun hatten. Doch dürfte die ehemalige Borg nicht nur der Besatzung ihres ehemaligen Schiffes bekannt sein, zumal auch Picard ja einst borgifiziert war.

Seven of Nine (© CBS/Amazon)

Allerdings wurde Jeri Ryan schon nach dem Vorspann als Gaststar angekündigt, sodass es nicht allzu schwer auszurechnen ist, wer denn der Pilot des mysteriösen Schiffes sein wird, zumal der Kampf ganz am Ende der Folge stattfindet.

Bahnbrechende Erkenntnisse, was den Plot oder das Innenleben der Figuren angeht, bietet Absolute Candor zwar nicht. Picards Romulaner-Sternenflotten-Trauma ist inzwischen hinreichend verdeutlicht, ebenso sein Einigelverhalten. Aber auch das durchschnaufende Vertiefen hat ja durchaus seinen Reiz, sofern die Handlung nicht auch im Rest der Staffel so gemäßigt voranschreitet.

In der nächsten Episode geht es dann tatsächlich nach Freecloud. Dort werden Picard und Co. der Vorschau zufolge auch mal ganz andere Facetten zeigen.

Picard-Fragen:

  • Woher kennen sich Picard und Seven of Nine? Aus Picards Zeit im Borg-Kollektiv? Von einer Gala-Veranstaltung der Sternenflotte? Aus einer Selbsthilfegruppe?
  • Was hat Seven zu Picard und Co. geführt?
  • Hat die absolute Offenheit der romulanischen Kampfnonnen (und Elnors) noch einen bestimmten Zweck für die weitere Handlung?
  • Ist Rios womöglich selbst gar nicht echt?

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