"Ein gewaltiges Schwert schulternd, das seine hünenhafte Gestalt noch überragte, eine linke Hand, aus dem härtesten Stahl geschmiedet, ein schwarzer Umhang, der ihn umhüllte, das war die Erscheinung des Schwertkämpfers, der sich Guts nannte. Er war auf dem Weg zu einem Ort, wo das Blut aus dicken Wolken herniederprasselte; und wo nicht Felsen sondern Leichen sich zu Bergen auftürmten..."


Soweit die Einleitung auf dem Einband der ersten Ausgabe von Berserk. Was dahinter steckt, mutet noch viel schauriger an.
Guts, der sich selbst als der "schwarze Ritter" bezeichnet, ist ein Mann, der auf den ersten Blick sehr martialisch wirkt. Sein rechtes Auge fehlt, sein muskulöser Körper ist überall vernarbt, und auf seinen schwarzem linken Stahlarm ist eine Armbrust samt Köcher aufgesetzt. Klappt er sein Handgelenk weg, so ist sein Arm als Feuerwaffe zu gebrauchen.
Und erst dieses Schwert ... allen Gesetzen der Physik widersprechend, erhebt Guts dieses Monstrum, welches ohne weiteres so lang und breit ist wie er, scheinbar mühelos, um damit Dämonen, Skelettheere und vollgepanzerte Ritter samt ihrer Pferde mit einem Hieb zu durchtrennen. Am Hals trägt er ein sonderbares Brandmal, das jedes Mal zu bluten beginnt, wenn sich dämonische Kräfte in der Nähe aufhalten.
An seine Seite gesellt sich eine kleine fliegende Elfe namens Puck, der Guts unversehens das Leben gerettet hat.

Das erste, was einem beim Lesen auffällt, ist, das der Protagonist der Geschichte eigentlich nichts heldenhaftes an sich hat.
Er ist ein ziemlich düsterer Einzelkämpfer, der ohne mit der Wimper zu zucken tötet und alle die ihr Leben nicht selbst verteidigen können abschätzig behandelt, einschließlich seiner Begleiterin, die vergeblich versucht, ihm irgendeine Gefühlsregung zu entlocken. Außerdem legt er seinen Gegnern gegenüber ein Maß an Grausamkeit an den Tag, das einen zweimal überlegen läßt, wen man nun mehr fürchten sollte, ein Eindruck, der durch den dämonischen Gesichtsausdruck, den er manchmal beim Töten annimmt, noch zusätzlich verstärkt wird.
Viel erfährt man über Guts und seine Mission zunächst nicht, außer, daß er auf der Suche nach den "fünf Männern der God Hand" ist. Außerdem plagen ihn fürchterliche Alpträume, was auf eine schlimme Vergangenheit schließen lässt.
Er scheint seine Gegner aber immer ganz genau zu kennen, und sie ihn, was nicht zuletzt an der Brandnarbe an seinem Hals zu liegen scheint, von deren Bedeutung man aber noch nichts erfährt. Eines ist auf jeden Fall sicher: Diese Narbe scheint ihn nicht nur quasi zu stigmatisieren, sie scheint auch ein nahezu magischer Anzugspunkt für böse Geister zu sein; ein Fluch vielleicht? Der mit seiner

Diese und viele weitere Fragen wird uns Kentaro Miura wohl noch eine Weile unbeantwortet lassen. Und das ist auch gut so.
Berserk ist eine Geschichte, die ihren Leser von Anfang an zu fesseln weiĂź. Dazu tragen nicht nur die vielen unbeantworteten Fragen und das sonderbare Verhalten des Hauptcharakters bei, sondern auch die Umgebung, in die das Ganze gesetzt ist.
Die düstere Geschichte ist passenderweise in den genauso düsteren Rahmen des finsteren Mittelalters versetzt worde, wobei Elemente des Frühmittelalters, wie Lehnsherren und Inquisitionsgerichte, mit Elementen des Spätmittelalters, wie das Aufkommen der ersten Feuerwaffen, miteinander vermengt wurden.
Das ganze Szenario wird auch noch durch die sehr sorgfältigen Recherchen des Autors unterstützt. Die Ritterrüstungen, Priestergewänder, Städte, Dörfer und Festungen sind so originalgetreu und mit Liebe zum Detail gezeichnet, das man sich sehr schnell in die Atmosphäre der Erzählung hineinversetzt fühlt.

An dieser Stelle sei jedoch eine kleine Warnung angebracht. Diese Detailtreue kommt z.T. auch in den recht blutigen Kampfszenen zum Einsatz und ist nicht unbedingt für sanfte Gemüter geeignet. Über dieses Manko jedoch hinweggesehen legt Kentaro Miura ein sehr vielversprechendes, atmosphärisch dichtes Werk vor, das Appetit auf mehr macht und allen Freunden mittelalterlicher Szenarien, düsterer Mythologie und einer kräftigen Portion Action wärmstens zu empfehlen ist.