In „Geschichten aus 1001 Nacht“ von Eric Goldberg macht man genau das, was der Titel verspricht: Man erlebt Geschichten aus 1001 Nacht.


Die Spieler ziehen Runde um Runde ihre Spielfiguren auf dem Spielplan, einer Karte von Europa, Asien und Nordafrika – natürlich mit Bagdad im Mittelpunkt –, umher, um am Ende ihres Zuges zumeist ein Abenteuer zu erleben. Hierbei wird, mittels einer – anfangs abschreckend kompliziert erscheinenden, nach einer Weile jedoch schnell von der Hand gehenden – Kombination aus Würfeln, Begegnungskarten und Tabellen im sogenannten Buch der Geschichten eins von über 1000 Abenteuern bestimmt, in dem sich der jeweilige Spieler bewähren muss. Dies geschieht zunächst über eine Auswahl, wie man sich bei einer Konfrontation, zum Beispiel mit einem Dschinn oder einem Bettler, verhalten will. Hierbei steht von Angreifen, Ausfragen, bis hin zu Umwerben eine breite Möglichkeit von Reaktionen zur Wahl. Sodann bekommt der Spieler vorgelesen, welchen Verlauf seine Aktion dem Abenteuer gibt, um schließlich aus mehreren speziellen Wahlmöglichkeiten abermals eine Handlungsauswahl zu treffen. Verläuft die Begegnung erfolgreich, kann man sich über Belohnungen wie Schätze oder Geld, aber auch die zum Gewinn des Spiels wichtigen Geschichten- und Schicksalspunkte freuen. Nimmt das Geschehen eine weniger positive Wendung, passiert im günstigsten Falle gar nichts, in einem weniger günstigen wird man um einen Teil seines Reichtums oder seiner Punkte erleichtert. Zum besseren Beeinflussen der Vorgänge dienen sowohl verschiedene, im Laufe der Abenteuer zu erwerbende Fertigkeiten wie Stehlen, Verführen oder Glaubenskraft, als auch zeitweilige Statusse, die zwar einerseits positive Auswirkungen haben können, wie gesegnet oder respektiert, allerdings auch einen weniger wünschenswerten Einfluss nehmen können, wie verkrüppelt oder verflucht.

Ziel des Spiels ist es, zumindest in der Grundvariante, entweder eine bestimmte Anzahl der oben erwähnten Punkte zu sammeln, oder aber als Sultan nach Bagdad zurückzukehren. Alternativ kann man sich auch dafür entscheiden, sein Glück als Händler zu versuchen, und das Spiel durch das Anhäufen ungeahnter Reichtümer zu gewinnen, oder man entscheidet sich dafür, mittels der Vollendung einer gewissen Zahl von sogenannten Questen, bei denen man im Auftrag des Sultans mythische Wesen oder verzauberte Gegenstände finden soll, zu gewinnen.
Als Krönung des ganzen gibt es schließlich die Möglichkeit, die vorgegeben Geschichten lediglich als Ausgangspunkt für das Erzählen eigener Abenteuer zu verwenden. Während hierbei die Interaktion in der Gruppe wohl am stärksten betont wird, eröffnet einem das Solitärspiel die Möglichkeit, auch alleine Abenteuer zu erleben, sollten gerade einmal keine Mitspieler zur Hand sein.

Geschichten aus 1001 Nacht ist somit vor allem ein tolles Spiel für die gesellige Runde, das jedoch auch Mitspieler erfordert, die am Erleben und Gestalten der spielbestimmenden Abenteuer Gefallen finden. Den teils sehr humorvoll geschriebenen Texten gelingt es prima, die Atmosphäre der Abenteuer von Sindbad, Ali Baba und Aladin herüberzubringen. Mag das System auch nicht mehr ganz so bahnbrechend und neu erscheinen, wie dies noch im Erscheinungsjahr 1985 der Fall gewesen ist – damals herrschte schließlich noch kein so großes Angebot an Rollenspielen vom Schlage eines Dungeons & Dragons oder Das Schwarze Auge – so hebt es sich doch immer noch deutlich von „gewöhnlichen“ Brettspielen ab, und entfaltet einen Charme, dem man sich schwer entziehen kann, wenn man es erstmal im gemütlicher Runde zu spielen begonnen hat. Ein Vorteil gegenüber „klassischen“ Rollenspielen ist auch, dass keiner der Spieler den Meister geben muss, und so alle Spieler Abenteuer erlebend durch die Lande ziehen können. Nur genügend Zeit sollte man mitbringen, da sich eine Partie, je nach gewählter Komplexität der Regeln, schon mal über etliche Stunden hinziehen kann.