Eines der letzten großen Geheimnisse der Menschheit findet sich nicht etwa im südamerikanischen Dschungel, in den Tiefen des Atlantik oder gar auf dem Mond. Nein, es begegnet uns allen direkt vor der Haustür: Im Supermarkt!


Prosaischer als in einem Supermarkt vom Schlage Lidl, Real oder Netto kann das Einkaufserlebnis kaum werden. In Aberdutzenden Regalen, Kühltheken und Gefriertruhen warten Hunderte, ja Tausende von profanen Produkten darauf, vom Einkäufer adoptiert und mit nach Hause genommen zu werden: Waschmittel, Klopapier, Dosenbier und Tiefkühlpizza sind trotz ihrer alles versprechenden bunten Verpackungen Gegenstände, wie sie gewöhnlicher nicht sein könnten. Und doch haben sie Teil an einem der letzten großen Mysterien des Daseins, das sich in genau diesen Supermärkten stets aufs Neue manifestiert: die falsche Kasse!

Denn für welche der – mal mehr, mal weniger zahlreich geöffneten – Bezahlstationen man sich auch entscheidet: Immer ist es diejenige, an der man am längsten ansteht! Dabei ist es egal, ob von den vorhandenen Schlangen keine länger als die andere ist, oder sich eine von ihnen lockend als nur halb so bevölkert wie die anderen präsentiert. Auf welche auch immer die Wahl fällt, sie ist diejenige, an der am längsten gewartet werden muss!

Was man auch versucht, um diesem diabolischen Schicksal ein Schnippchen zu schlagen, es ist vergebens. Es bringt nichts, Schlangen zu vermeiden, in denen besonders viele alte Frauen stehen, die vergessen haben könnten, ihr Obst abzuwiegen, oder viele junge Männer, die ihren Einkauf voraussichtlich partout in Centmünzen bezahlen wollen. Auch der geübte Blick auf die Kassierer und Kassiererinnen, um sich nicht bei solchen anzustellen, die extrem schwatzhaft daherkommen oder die Waren nur im Schneckentempo über den Scanner ziehen, verschafft keine Linderung. In der Schlange der Wahl wird sich immer ein unvorhergesehenes Hindernis manifestieren. Mal ist die Bon-Rolle zu Ende, mal der Kartenleser abgestürzt, oder der Kassierer erleidet einen Anfall von Narkolepsie.

Umgekehrte Psychologie, sich also einfach in der längsten Schlange anzustellen, bringt auch nichts; die Schlange mehrmals zu wechseln erst recht nicht. Hat man es schließlich soweit geschafft, dass alle Einkäufe auf dem Band liegen, und nur noch drei Kunden vor einem stehen, hört man aus dem Hintergrund gerne „So, kommen Sie bitte auch zu mir!“ von einer soeben eröffneten Nachbarkasse. Der einzige Zeitpunkt, an dem alles viel schneller als erwartet geht, ist, wenn es draußen stürmt und schneit, man noch zwanzig Minuten auf den Bus warten muss, der einen mitsamt der schweren Tüten nach Hause fährt, und diese Wartezeit lieber im warmen Supermarkt verbracht hätte.