3D ist wohl die einzige grundlegende filmtechnische Neuerung, die sich, im Gegensatz zu Ton, Farbe und Breitbild, bis heute nicht zum Standard entwickelt hat.


Ihre erste, einzige und noch dazu ziemlich kurze Hochzeit hatten 3D-Filme Anfang der fünfziger Jahre. Zwar gab es seit Anbeginn des Filmzeitalters viele mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, das Bild auf der Leinwand dreidimensional zu machen, weite Verbreitung erlangten sie jedoch alle nicht. Erst als man sich im Angesicht der immer größer werdenden Konkurrenz des Fernsehens dem Bildformat als der letzten möglichen großen Innovation zuwandte (Ton und Farbe gab es ja schon), schien es, als sei die große Stunde des 3D-Films gekommen. Während sich jedoch die Vergrößerung der Bildbreite schnell zum Standard entwickelte, währte der große Erfolg der Bildtiefe nur ein paar Jahre, und erst heute, mit dem Aufkommen komplett computeranimierter Filme, scheint es, als sei das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Die Grundlagen: Euklid

Die technisch-physikalischen Grundlagen des 3D-Films reichen nun nicht nur bis zum 19. Jahrhundert zurück, sondern stammen aus dem 4. bzw. 3. Jahrhundert vor Christus. Zu dieser Zeit lebte nämlich Euklid, seines Zeichens griechischer Mathematiker. Diesem fiel als erstem auf, dass der Mensch dreidimensional sieht, weil sich seine Augen mit einem kleinen Abstand voneinander im Kopf befinden. Dies führt dazu, dass jedes Auge ein Bild aus einem eigenen Blickwinkel sieht; werden diese beiden Blickwinkel im Gehirn kombiniert, entsteht ein dreidimensionales Bild.

Vier Verfahren

Um nun beim Film einen dreidimensionalen Eindruck hervorzurufen, ist es also notwendig, das Geschehen einerseits aus zwei leicht unterschiedlichen Blickwinkeln zu filmen, und andererseits bei der Projektion dafür zu sorgen, dass jedes Auge nur den für es gefilmten Blickwinkel zu sehen bekommt. Für letzteres gibt es im Allgemeinen vier unterschiedliche Methoden: das anaglyphische Verfahren, bei dem eine bestimmte Farbe blockiert wird, das polarisierte Verfahren, bei dem Licht mit einer bestimmten Polarisierung blockiert wird, das Bildsequenzverfahren, bei dem bestimmte Bilder blockiert werden, und das Interferenzverfahren, bei dem Licht mit einer bestimmten Wellenlänge blockiert wird. Bei allen Verfahren ist es notwendig, die bekannten 3D-Brillen zu tragen: Rot/Grün (bzw. Rot/Blau)-Brillen beim anaglyphischen, Polfilterbrillen beim polarisierten, Shutterbrillen beim Bildsequenzverfahren, und Interferenzfilterbrillen beim Interferenzverfahren.

Rot/Grün-Brillen
Am einfachsten funktionieren die Rot/Grün-Brillen: Hierbei werden die beiden unterschiedlichen Perspektiven rot bzw. grün gefärbt, und das Auge mit der roten Linse vor sich sieht nur das grüne Bild, das mit der grünen nur das rote. Kopiert man beide Perspektiven zusammen auf einen Film, braucht man auch nur einen Projektor. Für Farbfilme eignet sich diese Methode wegen der Rot/Grün-Färbung jedoch nicht besonders gut.

Polfilterbrillen
Auch wenn man 3D meist mit Rot/Grün-Brillen verbindet, ist es doch das polarisierte Verfahren, das bei den meisten 3D-Filmen der 50er Jahre zur Anwendung kam und auch heute noch überwiegend verwendet wird. Hierbei wird das Licht des Bildes für das linke Auge bei der Projektion anders polarisiert als das des Bildes für das rechte Auge. Notwendig sind also zwei Projektoren mit unterschiedlichen Polfiltern vor den Linsen. Diese Polfilter führen dazu, dass sich das Licht entweder horizontal oder vertikal bewegt. In den Polfilterbrillen befinden sich dementsprechend ebenfalls zwei unterschiedliche Linsen: Die Linse vor dem einem Auge lässt nur horizontal polarisiertes Licht durch, und damit nur das entsprechende Bild, die andere nur vertikal polarisiertes. Das Hauptproblem hierbei: Neigt man den Kopf zur Seite, funktioniert die Filterung nicht mehr richtig, und jedes Auge sieht auch einen Teil des für das andere Auge bestimmten Bildes, wodurch es zu Doppelkonturen kommt und der 3D-Effekt schwindet.
Dies lässt sich durch zirkuläre Polarisation beheben, bei der sich das Licht im bzw. gegen den Uhrzeigersinn bewegt; die Folge: Auch wenn man den Kopf neigt, bleibt der 3D-Effekt stabil.

Shutterbrillen
Shutterbrillen basieren auf LCD-Technik: Die Linsen werden abwechselnd verdunkelt bzw. jeweils dann lichtdurchlässig gemacht, wenn das für das betreffende Auge bestimmte Bild auf der Leinwand erscheint. Die Brillen sind dabei mittels Infrarotsignal an den Projektor gekoppelt, wodurch sichergestellt wird, dass jeweils die richtige Linse geöffnet bzw. geschlossen ist, und jedes Auge das richtige Bild sehen kann. Auch hier ist nur ein Projektor notwendig, jedoch sind die Brillen wesentlich teurer als bei den anderen Systemen.

Interferenzfilterbrillen
Beim Interferenzverfahren werden die Grundfarben für jedes Auge mit unterschiedlicher Wellenlänge projiziert, und die Brillen verfügen über Interferenzfilter, die für jedes Auge die richtigen Wellenlängen herausfiltern bzw. die falschen blockieren.

3D im Kino

Die 50er
Der erste (US-amerikanische) 3D-Spielfilm (3D-Kurz- und Dokumentarfilme gab es schon länger) war der 1952 veröffentlichte „Bwana Devil“, der von menschenfressenden Löwen handelte. Hier zeigte sich bereits, was auch auf die meisten der in den folgenden Jahren hergestellten 3D-Filme zutreffen sollte: Der Film an sich war nicht besonders gut. Zwar produzierten in der Folgezeit alle großen Studios 3D-Filme, bis auf wenige Ausnahmen (z.B. „House of Wax“, „Creature from the Black Lagoon“, „Dial M for Murder“) gilt jedoch keiner von ihnen als Klassiker. Nicht zuletzt deswegen wurden ab 1955 auch nur noch sporadisch 3D-Filme veröffentlicht. Während 1953/54 um die 50 3D-Filme in Spielfilmlänge veröffentlicht wurden, erschienen danach bis heute jährlich allerhöchstens eine Handvoll. Weitere Ursachen dafür dürften die höheren Kosten gegenüber 2D-Filmen bei der Produktion und Projektion gewesen sein, das Problem, die beiden Projektoren synchron laufen zu lassen, ebenso die „Konkurrenz“ durch die ab 1953 aufkommenden Breitbildformate wie CinemaScope, VistaVision oder Todd-AO, die zwar (entgegen einiger Werbeaussagen wie z.B. für den ersten CinemaScope-Film „The Robe“) kein 3D boten, bei denen man sich jedoch durch das breitere Bild trotzdem mehr „im Film“ fühlte als bei Filmen im Standardformat, und für die man vor allem keine Brillen tragen musste.

Die Gegenwart
Erst in den letzten Jahren erscheinen wieder häufiger und weiterverbreitet 3D-Filme im Kino. Nachdem es seit Mitte der 80er Jahre hauptsächlich IMAX-Dokumentar-Kurzfilme waren, die 3D im Kino am Leben erhielten, handelt es sich bei den Spielfilmen der letzten Zeit fast ausschließlich um komplett computeranimierte Filme (Den Anfang machte 2004 „The Polar Express“). Dies hat auch einen guten Grund, ist es doch bei ihnen relativ leicht, vom Computer eine zweite Perspektive errechnen zu lassen, indem einfach eine zweite virtuelle Kamera plaziert wird, was bei „real“ aufgenommenen Filmen im Nachhinein verständlicherweise nicht mehr geht. Hier kann zwar auch eine zweite Perspektive im Computer errechnet werden, dies ist aber wesentlich aufwändiger und vom Ergebnis her nicht unbedingt überzeugend.
Momentan gibt es fünf konkurrierende Projektionsformate für 3D-Filme:

IMAX 3D arbeitet überwiegend noch analog mit zwei Prokjetoren und linear polarisiertem Licht.

Real D nutzt einen Digitalprojektor und zirkuläre Polarisation.

Dolby 3D nutzt einen Digitalprojektor und Interferenzfiltertechnik.

MasterImage nutzt wie Real D einen Digitalprojektor und zirkuläre Polarisation.

XpanD nutzt einen Digitalprojektor, arbeitet aber mit Shutterbrillen.

Die digitale Projektion geschieht zumeist mit sogenannten 2K-Projektoren, die eine Auflösung von 2048*1080 haben und die Bilder für das linke und das rechte Auge nacheinander auf die Leinwand werfen, jedes Bild dabei abwechselnd 3 Mal: Bild 1 links, rechts, links, rechts, links, rechts, Bild 2 links, rechts, links, rechts, links, rechts usw. Hierfür wird nur ein Projektor verwendet. SONYs SXRD-4K-Projektoren, mit einer Auflösung von 4096*2160, zeigen hingegen beide Bilder mittels zweier Linsen gleichzeitig (mit jeweils einem Viertel der Projektorauflösung, die somit genauso hoch ist wie bei 2K-Projektoren).

Weitere Links:

The Illustrated 3D Movie List

Stereoscopy.com - The World of 3D-Imaging

IMAX

Real D

Dolby 3D

MasterImage

XpanD