So langsam schwenkt Star Trek: Picard auf die Zielgerade ein: In Broken Pieces bzw. Bruchstücke, der 8. und drittletzten Folge, werden zahlreiche Geheimnisse gelüftet und Figuren verbunden.

Die uralte Bedrohung durch die Synthetics

So erfahren wir, dass die Vision, die Jurati (Alison Pill) von Oh (Tamlyn Tomita) empfangen hat, nicht aus der Zukunft sondern aus der Vergangenheit stammt. Vor hunderttausenden (oder so) von Jahren überschritten Androiden schon einmal eine wichtige Entwicklungsschwelle. Das führte dazu, dass irgendein unbekanntes Wesen eingriff und alles zerstörte.

Die Zhat Vash haben es sich nun zur Aufgabe gemacht, das in der Gegenwart der Serie zu verhindern. Zu ihnen gehört neben der Halb-Vulkanierin-halb-Romunalerin Oh auch Rizzo (Peyton List). Beide haben es als einzige geschafft, die Vision ohne Selbstmord oder Verrücktwerden mit Haareraufen zu überstehen. Letzteres war die Reaktion Ramdhas, der Romulanierin, die später Soji auf dem Borgwürfel als Zerstörerin titulierte.

Rios’ Trauma

Deswegen beschlossen die Zhat Vash die Anschläge auf den Mars, damit Synthetics ein für allemal verboten würden und sich nicht weiterentwickeln konnten. Hat nicht geklappt.

Denn nicht nur die Zhat Vash und Soji (Isa Briones) sind mit den befürchteten Geschehnissen verbunden, auch Rios’ (Santiago Cabrera) Vergangenheit klebt damit zusammen. Sein ehemaliger Captain und Vaterfigur Vandermeer hatte einst die Geheimaufgabe von Oh erhalten, zwei Wesen zu erschießen, bei denen es sich um Synthetics handelte, was er nicht wusste. Eine von ihnen sah wie Soji/Dahj aus. Anschließend tötete er sich selbst und verpasste so auch Rios ein Trauma.

Rios, Soji und Musiker (© CBS/Amazon)

Auch Jurati ist inzwischen wieder zu sich gekommen, gesteht alles, ist sich aber nicht mehr sicher, das Richtige getan zu haben und will sich auf Deep Space Twelve stellen.

Picard und Co. wollen sich schließlich nämlich dorthin aufmachen, wo eine Flotte der Sternenflotte auf sie wartet, denn Admiral Clancy stimmt Picard schließlich zu, was seine Einschätzung der Lage anbetrifft. Letztendlich fliegen sie auf Sojis Wunsch hin aber doch allein zu ihrer Heimatwelt, unbemerkt von Narek (Harry Treadaway) verfolgt.

Seven of Nine wird zur Königin

Auf dem Borgwürfel trifft Seven of Nine (Jeri Ryan) ein und rettet Elnor (Evan Evagora). Dann macht sie sich daran, den Würfel den Romulanern aus den Händen zu reißen. Hierzu wird sie gar kurz zu einer Art Borgkönigin und aktiviert zahllose Borg, von denen etliche von Rizzo zwar flugs ins All gesaugt werden. Letztendlich wird Rizzo aber von Exborg zu Boden geworfen und fast zombiemäßig ausgeweidet, kann sich aber gerade noch wegbeamen.

Elnor und Seven of Nine (© CBS/Amazon)

Picard + Data = ♡

Bei all diesen Handlungsentwicklungen ist es eine Szene zwischen Soji und Picard (Patrick Stewart), die das Herz der Folge bildet und wunderbares Star Trek-Feeling verströmt. Soji bittet Picard, ihr von Data und seiner Beziehung zu ihm zu erzählen. Bei seiner Beschreibung von Datas Qualitäten strahlt Patrick Stewart kuschelige Captainswärme aus, ebenso altersweise Selbstkritik, dass er wohl ähnliche Schwierigkeiten mit den Ausdrücken von Gefühlen hatte wie Data.

Soji lauscht Picard (© CBS/Amazon)

Auch am Ende der Folge erweist sich Picard noch einmal als Stimme der mitfühlenden Vernunft: Nur, weil die Entwicklung von Synthetics einst zur Apokalypse führte, heiße dies ja noch lange nicht, dass sich das wiederholen müsse.

Star Trek und die Androiden

An der Behandlung der Synthetics-Frage zeigt sich einmal mehr, wie sich das neue von alten Star Trek unterscheidet. Zu Zeiten der Next Generation wurde der Androide Data eingesetzt, um immer wieder auf „friedliche“ Art und Weise zu untersuchen, was es heißt, menschlich zu sein. Mal war er Gegenstand der Bewunderung aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten, mal sorgte er durch seine robotische Naivität für Humor.

Aber immer war er, wie Picard auch in dieser Folge betont, ein beispielgebendes Mitglied der Sternenflotte. Als Bedrohung ploppte nur einige Male sein „böser Bruder“ Lore auf. Da dieser wie auch ihr Schöpfer von Data-Darsteller Brent Spiner gespielt wurde, hatte aber sogar er eine augenzwinkernde Meta-Note. Außerdem war er ein Vorgängermodell Datas, die Weiterentwicklung der Androiden hatte hier also eine positive Konnotation.

Jurati und Soji (© CBS/Amazon)

In Star Trek: Picard dienen die Synthetics hingegen als Rückgrat des staffelübergeifenden Plots mit mythischen Anleihen, der sie zu einer potentiellen Bedrohung ungekannten Ausmaßes macht. Auch wenn Dahj und Soji meist wenig bedrohlich wirken, umgibt vor allem Soji bisher doch auch immer der Zweifel des Misstrauens. Ganz zu schweigen von den Androiden, die auf dem Mars unterwegs waren und auch ohne ihre Taten extrem gruselig gestaltet waren.

Höchstwahrscheinlich wird am Ende zwar Picards optimistische Herangehensweise siegen und sich alles in Wohlgefallen auflösen, die Sicht auf Androiden, ihre Funktion in der Erzählung ist aber wie die Sicht auf die Gesellschaft eine ganz andere geworden.

Picard-Fragen:

  • Wie konnte Narek Picard und Co. immer noch tracken?
  • War die Borgköniginnen-Einlage von Seven of Nine eine einmalige Sache?
  • Wer/was ist die Bedrohung, die erscheint, wenn Androiden zu weit entwickelt werden?

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