Der Anfang vom Ende ist da, zumindest vom Ende der 1. Staffel von Star Trek: Picard. In Et in Arcadia Ego, Teil 1 versammeln sich dementsprechend alle Parteien auf bzw. um Capelius, dem Planeten, auf dem Bruce Maddox munter Synthetics baute.

Rettung durch die Borg

Bei Capelius angekommen, müssen Picard (Patrick Stewart) und Co. zunächst ein wenig gegen Narek (Harry Treadaway) kämpfen, wonach Picard abermals die Rolle des guten Gewissens zuteil wird („Es ist ein Unterschied, ob man einen Angreifer tötet oder einen Verwundeten sterben lässt“).

Als Nächstes taucht der Borgwürfel äußerst imposant über dem Planeten auf und steht ihnen gegen den doch noch nicht ausgeschalteten Narek bei, wird aber ebenso wie Picards Schiff von orchideenartigen Flugobjekten eingefangen und auf die Oberfläche gezerrt.

Picard und Co. im Borgwürfel (© CBS/Amazon)

Dort kommt es dann zu einer ebenso herzlichen wie kurzen Wiedervereinigung von Picard, Elnor (Evan Evagora) und Seven of Nine (Jeri Ryan). Letztere hat auf dem Würfel das Kommando übernommen, auch ohne Borgkönigin zu sein, und genießt ihre neue Rolle sichtlich. Wird Elnor wohl zu ihrem neue Protegé, so wie Batman öfter mal die Robins auswechselt?

Picard muss sterben, oder doch nicht?

Doch schon zuvor erzählt Picard (Patrick Stewart) seiner Crew von seiner unheilbaren, zum Tode führenden Gehirnanomalie. Als Zuschauer stellt man sich da natürlich die Frage nach dem Schicksal des ehemaligen Captains, zumal Staffel 2 ja schon bestätigt ist.

Wird ihm eine Wunderheilung zuteil? Ersteht er als Synthetic wieder auf? Wird er als Hologramm dabei sein wie die zigfachen Rios-Varianten? Als Kopf im Glas wie die Crew der Originalserie in Futurama? Als siecher Mentor wie Dr. X in Logan? Oder schlägt sein letztes Stündchen erst, wenn die Serie dereinst endet?

Die Androiden-Hippies und ein neuer Dr. Soong

Fragen für einen anderen Tag, denn als Picard, Rios (Santiago Cabrera), Musiker (Michelle Hurd), Jurati (Alison Pill) und Soji (Isa Briones) schließlich in der Kolonie der Synthetics eintreffen, erwarten sie gleich mehrere Überraschungen. Nicht nur hat die Androiden-Gemeinschaft einen entschiedenen Hippie-Anstrich, was ihre Gewandung angeht, eines ihrer Mitglieder ist zudem ein gewisser Alton Inigo Soong. Der wird nicht nur von Data-Darsteller Brent Spiner verkörpert, sondern stellt sich auch als fleischlicher Sohn von Dr. Noonien Soong vor, Datas Schöpfer. Er ist, zusammen mit Maddox, Erschaffer der Synthetics.

Picard sinniert (© CBS/Amazon)

Damit kann Spiner zwar nicht die meisten Auftritte im Star Trek-Franchise in unterschiedlichen Rollen vorweisen (diese Ehre gebührt Vaughn Armstrong mit 13! Figuren), aber auf jeden Fall die meisten miteinander „verwandten“ Figuren mit Data, Lore, B4, Noonien Soong, Arik Soong und Alton Inigo Soong. Schon erstaunlich, dass alle drei Soongs genau gleich aussehen, abgesehen von den Altersunterscheiden. Sind vielleicht auch sie eigentlich Androiden?!

Apokalypse, aber andersrum

Auch Isa Briones kann ihrer Doppelgänger-Liste einen weiteren Strich hinzufügen, denn sie tritt zusätzlich als Synthetic Sutra in Erscheinung, „Zwilling“ der von Captain Vandermeer ermordeten Jana. Sutra sieht zwar grundsätzlich aus wie Soji und Dahj, hat aber goldschimmernde Haut und gelbliche Augen. Im Gegensatz zu ihren menschlich anmutenden Schwestern steht sie ganz und gar auf der Seite der Synthetics.

Zunächst entschlüsselt sie die Vision, die Jurati noch immer im Kopf trägt, und berichtet Erstaunliches. Der große Unbekannte, der für Zerstörung sorgt, wenn Synthetics eine gewisse Schwelle überschreiten, tut dies nicht etwa, um eine Bedrohung durch diese zu eliminieren. Nein, es handelt sich um ein Netzwerk von Synthetics, die ihresgleichen gegen die Organischen zu Hilfe eilen, indem sie die Nicht-Synthetics kurzerhand zerstören, damit diese den Androiden nicht weiterhin Unrecht antun können.

Ein einfacher Plan

Um ihre Genossinnen und Genossen zu überzeugen, dass dieser Zeitpunkt wieder einmal gekommen ist, lässt Sutra im Geheimen kurzerhand den inzwischen gefangenen Narek frei. Der tötet wiederum eine andere Synthetic und führt dabei das Auge-rausreiß-Motiv aus Folge 5 fort, wovon wir dankenswerterweise nur das Ergebnis sehen und nicht die Entstehung wie bei Icheb. Das überzeugt auch Alton Inigo Soong und die anderen Synthetics, dass nur die härtesten Maßnahmen angesagt sind.

Fragt sich nur, ob die Synthetics wirklich so hochentwickelt sind, wenn sie sich von Sutras billigem Taschenspielertricks zur Inkaufnahme der Tötung aller Organischen als einzigem Ausweg aufstacheln lassen.

Picard bleibt abermals nur die Rolle des verständnisvollen Mahners ohne Zuhörer: Er verspricht den Synthetics, sie mit auf sein Schiff zu nehmen, sich bei der Föderation für sie einzusetzen und sicherzustellen, dass das Verbot aufgehoben wird. Angesichts des geringen Erfolgs seiner bisherigen Bemühungen will ihm aber niemand glauben, und so stehen die Zeichen dann auch auf Krieg bzw. Zerstörung der Organischen.

Picard und Soji (© CBS/Amazon)

Auch Soji scheint wegen Narek auf dem Kriegspfad zu sein, und selbst Jurati scheint sich auf die Seite der Androiden geschlagen zu haben, um ihren Mord an Maddox wiedergutzumachen. (Schon zuvor wollte sie Song helfen, Erinnerungen erfolgreich auf einen Synthetic zu übertragen.) Allerdings dürfte es sich dabei wohl um eine List handeln, um doch noch die Vernichtung der Organischen aufzuhalten.

Und dann sind da ja auch noch 218 romulanische Warbirds, die schon bald Capelius erreichen werden, angeführt von der wie eh und je aggro drauf seienden Rizzo (Peyton List). Bleibt zu hoffen, dass der zum Hausarrest verdonnerte Picard dort noch eine Friedenspfeife findet.

Picard-Fragen:

  • Werden sich die (Ex-)Borg als die „besseren“ Maschinenmenschen erweisen und unter Sevens Führung die Katastrophe verhindern?
  • Oder hat das Synthetics-Netzwerk, wenn es denn zu Hilfe gerufen wird, in den Jahrtausenden seit seinem letzten Auftreten ein wenig dazugelernt und eine friedliche Konfliktlösung im Gepäck?
  • Ersteht Data wieder auf und redet seinen „Abkömmlingen“ ins Gewissen?
  • Wird alles mit einem versöhnlichen Händedruck gelöst wie einst bei Deep Space Nine?
  • Oder sagt sich Picard angesichts seines ohnehin bevorstehen Ablebens einfach „Ach, macht euren Scheiß doch alleine“, gräbt sich ins Freie und fliegt weg?

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